
Weinrebe vor Moselkurve; Quelle: iStock_Getty Images Plus -171577254
Weinbau in Deutschland
Riesling, Ruländer und Spätburgunder –schon seit über 2.000 Jahren ist Weinbau in Deutschland Tradition. Besonders gut wächst der Wein in milden Flusstälern. 8,5 Millionen Hektoliter Most und Wein produzierte Deutschland so im Wirtschaftsjahr 2020/21. Wir verraten Ihnen alles rund um den Anbau der edlen Trauben.
Wie viele Weinbau-Betriebe gibt es in Deutschland?
15.200 Betriebe bauten 2020 in Deutschland Wein an. Innerhalb der vergangenen 10 Jahre nahm die Anzahl der Weinbau-Betriebe um etwa ein Viertel ab. Besonders kleine Höfe gibt es immer weniger. Im Jahr 2010 waren es noch rund 6.000 Betriebe, die Landwirtschaftszählung 2020 zählte nur noch 3.600.
Im Gegensatz dazu blieb die Anzahl größerer Betriebe stabil. Sehr großer Betriebe nahmen sogar zu. Dies verdeutlicht, dass die Struktur des deutschen Weinbaus sich zu weniger Betrieben mit größeren Weinbergen hin entwickelt.
Wo wird Wein angebaut?
Wein wird in Deutschland fast ausschließlich in den 13 deutschen Weinbaugebieten kultiviert. Das bedeutendste Bundesland ist hier Rheinland-Pfalz: 62,6 Prozent der deutschen Rebflächen befinden sich in diesem Bundesland. Den zweitgrößten Anteil nimmt Baden-Württemberg mit 26,3 Prozent der Rebfläche ein.
Insgesamt bauten deutsche Winzerinnen und Winzer 2021 auf 103.400 Hektar bestockter Rebfläche Keltertrauben an. 100.700 Hektar Reben standen 2020 im Ertrag. An der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche macht Rebland mit 0,6 Prozent nur einen sehr geringen Anteil aus.
Rotwein oder Weißwein: Was wird mehr angebaut?
Traditionell liegt der Schwerpunkt der deutschen Weinproduktion auf weißen Sorten. Diese wuchsen 2021 auf zwei Dritteln des Reblandes (70.100 Hektar). Während der Anbau weißer Trauben in den letzten zehn Jahren immer weiter anstieg, ging der Anbau roter Sorten zurück. 2021 sank die Weinbergfläche mit roten Weinsorten auf 33.300 Hektar.
Welche Rebsorten werden in Deutschland am meisten angebaut?
In Deutschland ist der Riesling die mit Abstand bedeutendste weiße Sorte: er wuchs 2021 auf 24 Prozent der Weinbaufläche. Der Spätburgunder, die wichtigste rote Rebsorte, stand auf 11 Prozent der Flächen.
Unter den weißen Sorten weiten sich sowohl der Ruländer (Grauburgunder) als auch der Weißburgunder aus. So stieg die Anbaufläche des Ruländers zwischen 2011 und 2021 von 4.900 Hektar auf 7.700 Hektar und die des Weißburgunders von 4.300 auf 6.000 Hektar. Gleichzeitig sank der Flächenanteil der Sorte Müller-Thurgau seit 2011 um 2.100 Hektar auf 11.200 Hektar. Trotzdem bleibt Müller-Thurgau die zweitgrößte weiße Rebsorte und drittgrößte aller Sorten.
Bei den roten Beeren lässt sich für alle Sorten ein Rückgang in der Anbaufläche feststellen. Besonders stark sank die Rebfläche der Sorte Portugieser: von 4.000 Hektar in 2011 auf 2.400 Hektar in 2021.
Wie viel Weinmost wird in Deutschland geerntet?
8,5 Millionen Hektoliter Weinmost produzierten die Winzerinnen und Winzer 2020 in Deutschland. Davon waren etwa zwei Drittel Weißmost und ein Drittel Rotmost. Insgesamt lag die Weinmosternte 2020 unter dem Durchschnitt von circa 8,9 Millionen Hektolitern der letzten zehn Jahre. Verglichen mit dem Rekordjahr 2018 sank der Ertrag um rund 18 Prozent.
Von der Erntemenge 2020 eigneten sich etwa 4 Prozent als Landwein und knapp 60 Prozent für Qualitätswein. Deutlich weniger Weinmost eignete sich für Prädikatswein: nur 36 Prozent der Ernte, im Vergleich zu 45 Prozent im Vorjahr.
Was ist der Unterschied zwischen Landwein, Qualitätswein und Prädikatswein?
Europäischem Recht folgend werden Weine in Weine ohne geschützte Herkunftsangaben und mit geschützten Herkunftsangaben eingeteilt.
Weine ohne geschützte Herkunftsangabe sind:
- Weine aus der Europäischen Gemeinschaft
- Deutscher Wein
- Deutscher Wein mit Angabe der Rebsorte und/ oder des Jahrgangs
Weine mit geschützter Herkunftsangabe sind:
- Landwein (Wein mit geschützter geographischer Angabe)
- Qualitätswein und Prädikatswein (Wein mit geschützter Ursprungsbezeichnung)
Für die einzelnen Klassifizierungen müssen die Weine jeweils bestimmte Vorrausetzungen erfüllen. Für Landwein müssen zum Beispiel mindestens 85 Prozent der verwendeten Weintrauben aus dem genannten Gebiet kommen. Die Namen der deutschen Landweingebiete werden als geographische Angaben (g. g. A.) geschützt.
Bei Qualitätswein hingegen müssen alle Trauben in einem bestimmten Anbaugebiet geerntet und verarbeitet werden. In Deutschland sind alle 13 Weinanbaugebiete mit der geschützten Ursprungsbezeichnung (g. U.) geschützt und dürfen somit Qualitätswein herstellen.
Prädikatswein wird in Verbindung mit einem Prädikat, darunter beispielsweise Kabinett, Spätlese, Auslese oder Eiswein, gekennzeichnet. Kabinett stellt dabei die unterste Prädikatsstufe dar: alle andern Prädikatsweine müssen zusätzlich weitere Bedingungen erfüllen. Zum Beispiel nutzen Winzerinnen und Winzer für Eiswein nur Keltertrauben, die bei der Lese und Kelterung gefroren sind.
Wie viel Wein trinkt der Deutsche im Jahr?
Rund 24 Liter Wein konsumierten die Deutschen pro Kopf im Wirtschaftsjahr 2020/21. Mehr Informationen zu der Versorgung mit Wein finden Sie in der Weinbilanz.
Wie hoch ist der Produktionswert des Weinbaus?
Weinmost und Wein tragen etwa zwei Prozent zum Produktionswert der Landwirtschaft in Deutschland bei. Im Jahr 2020 lag dieser laut der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung bei rund 1,1 Milliarden Euro.
Hintergrundinfos zu Wein
Seit bereits über 2.000 Jahren wird in Deutschland Wein angebaut. Die Weinreben benötigen je nach Sorte mäßig warme bis warme Witterungsbedingungen, um gute Erträge und Qualität zu liefern. Daher beschränkt sich der deutsche Weinbau auf klimatisch günstige Regionen. Diese liegen vorwiegend in milden Flusstälern, zum Beispiel des Rheins oder der Mosel. Dort prägen die Weinreben die Kulturlandschaft durch den Anbau an sonnigen und häufig steilen Hängen. Mehr als 100 Sorten Wein bauen deutsche Winzerinnen und Winzer an.