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Grundlagen zu Versorgungsbilanzen Versorgungsbilanzen

Versorgungsbilanzen stellen Aufkommen und Verwendung der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland dar. Sie zeigen unter anderem auf, wie viel im Inland produziert und verbraucht wird oder wie viel importiert und exportiert wird. Und wie werden Versorgungsbilanzen berechnet?

Was sind Versorgungsbilanzen?

Versorgungsbilanzen stellen Aufkommen und Verwendung der landwirtschaftlichen Produktion dar. Neben Daten zu Erzeugung und Verbrauch fließen auch Handelsdaten aus Einfuhr und Ausfuhr mit ein.

Ein wesentlicher Aspekt der Versorgungsbilanzen ist die Bereitstellung von Informationen über die der Landwirtschaft nachfolgende Nahrungsmittelproduktion und den Industriesektor. In diesem Zusammenhang geben die Bilanzen auch Auskunft über Parameter wie den Grad der Selbstversorgung oder den Pro-Kopf-Verbrauch.

Was ist der Selbstversorgungsgrad?

Der Selbstversorgungsgrad zeigt an, in welchem Umfang die Erzeugung der heimischen Landwirtschaft den Bedarf (Gesamtverbrauch) decken kann. Dazu wird die Inlandserzeugung (das Aufkommen) durch den Verbrauch (die Verwendung) geteilt. Der Außenhandelsanteil wird dabei herausgerechnet, indem von der heimischen Erzeugung der in andere Staaten ausgeführte Anteil abgezogen und der eingeführte Anteil hinzugefügt wird.

So kann die heimische Erzeugung zum Beispiel bei Gemüse, Obst, Eiern oder Honig nicht den inländischen Bedarf decken. Bei Fleisch, Milch, Kartoffeln, Zucker oder Getreide hingegen übersteigt der Selbstversorgungsgrad 100 Prozent.

Der Selbstversorgungsgrad als rein rechnerische Größe

Zu beachten ist, dass der Selbstversorgungsgrad ein rein rechnerischer Wert ist. Dieser unterscheidet nicht nach Sorten, Qualitäten oder beim Fleisch, nach Teilstücken. So liegt der Selbstversorgungsgrad beispielsweise bei Schweinefleisch über 100 Prozent. Das bedeutet aber nicht, dass kein Fleisch importiert werden muss. Bei gefragten Teilstücken, wie Filet oder Kotelett, wird der durchschnittliche Selbstversorgungsgrad unterschritten und der Bedarf teils mittels Import gedeckt. Füße, Schwanz oder andere Teilstücke hingegen finden auf dem deutschen Markt kaum Absatz und werden zu Tierfutter weiterverarbeitet oder ins Ausland exportiert. Der in der Versorgungsbilanz ausgewiesene Selbstversorgungsgrad ist ein Durchschnitt über alle Teile des Schlachtkörpers. Eine spezifische Berechnung für einzelne Teilstücke ist hierbei jedoch nicht möglich.

Wie werden die Versorgungsbilanzen berechnet?

Infografik zur Berechnung des Selbstversorgungsgrad. Berechnung: Eigenerzeugung geteilt durch Verbrauch.

Zur Berechnung der Versorgungsbilanzen werden die Ergebnisse der amtlichen Agrarstatistik, der Ernteberichterstattung, der Außenhandelsstatistik (sowohl Handel innerhalb der Europäischen Union als auch mit Drittstaaten), der Meldungen über Marktordnungswaren sowie der Bevölkerungsstatistik und weitere Datenquellen herangezogen.

Indikatoren zur Ernährung, wie der Selbstversorgungsgrad oder der Pro-Kopf-Verbrauch, sind berechnete Werte auf Basis der Produktion, des Außenhandels mit Ernährungsgütern und dem Verbrauch.

Versorgungsbilanzen für pflanzliche Produkte werden nach Wirtschaftsjahren und Versorgungsbilanzen für tierische Produkte nach Kalenderjahren ausgewiesen. Wenn sich Angaben nicht auf das übliche Wirtschaftsjahr von Juli bis Juni beziehen, wie zum Beispiel bei Obst, Gemüse und Wein, wird dies kenntlich gemacht.

Was fällt alles unter Verbrauch?

Je nach Produkt setzt sich der Verbrauch zusammen aus:

  • Nahrung (von der Bevölkerung und den Haustieren verzehrt),
  • Industrielle Verwertung (zum Beispiel Getreide zur Alkoholgewinnung oder Kartoffeln zur Stärkeerzeugung),
  • Futtermittel (zum Beispiel Gerste, die an Schweine verfüttert wird),
  • Saatgut (zum Beispiel Getreide, das im Folgejahr ausgesät wird) und
  • Marktverlusten (zum Beispiel Getreide, das auf dem Weg zu den Endverbraucherinnen und Endverbrauchern unbrauchbar wird).

Aber Achtung: Der Verbrauch ist nicht identisch mit dem Verzehr. Der Verbrauch umfasst den Verzehr, aber darüber hinaus auch die Mengen, die nicht zur Ernährung genutzt werden (zum Beispiel Futtermittel oder Saatgut).

Was zählt alles zum Verzehr?

Verzehr meint die Produktmenge, die vom Menschen tatsächlich gegessen oder getrunken wird. Die genaueste Methode zur Ermittlung des Verzehrs stellen repräsentative Verzehrsstudien dar, wie sie vom Max Rubner-Institut durchgeführt werden, zuletzt in der Nationalen Verzehrsstudie II.

Da diese Studie nicht jährlich durchgeführt wird, kann der Verzehr, mit Hilfe eines Faktors, aus dem Verbrauch der Versorgungsbilanzen berechnet werden. Mehr über den Unterschied zwischen Zahlen zum Verzehr aus den Verzehrsstudien und aus den Versorgungsbilanzen erfahren Sie in unserem Glossar.